GERMAN
Fort McMurray galt vor nicht allzu langer Zeit als das Ende der Welt: ein verlorenes Nest im nördlichsten Zipfel des Bundesstaats Alberta, umgeben von nichts als Wäldern und Hügeln und im Winter bis zu minus 40 Grad kalt. Heute ist Fort McMurray das Zentrum der Welt, zumindest der Ölwelt. Mehr schwarzes Gold als im Irak, als in Venezuela, als vor Norwegens Küste oder als am Golf von Mexiko ist hier zu finden. Über 100.000 kanadische Dollar verdient ein Arbeiter im Schnitt pro Jahr. Kein Wunder, dass man da Franzosen, Deutsche, Italiener oder Inder auf der Straße trifft. Seit der Ölausbeutung wächst der einst kleine Ort stetig an.
Öl ist Energie und macht fast alles möglich: Von der kurzen Autofahrt in die nächste Stadt über Gesichtscreme, Plastikeimern, Heizung bis hin zu Fernreisen mit dem Flugzeug – kein Lebensbereich unseres menschlichen Daseins ist ohne Öl noch denkbar. Gäbe es kein Öl, wäre unser Bewegungsradius wahrscheinlich auf ein paar Kilometer begrenzt. Nichts geht mehr ohne Öl. Und wir alle hängen davon ab.
Fort McMurray ist oft im Fokus der Medien aufgrund der hier liegenden Ölsande. Doch was ist mit den Menschen, die hier wohnen und arbeiten? 200 Nationen leben hier, aber alle aus einem Grund: so viel Geld wie möglich zu verdienen, um sich eine bessere Zukunft aufbauen zu können. Die sieht für jeden anders aus. Manche haben keine andere Wahl, da sie aus armen Ländern kommen; andere wollen sich vielleicht Träume erfüllen, die sie sonst nie verwirklichen könnten.
Fluch oder Segen? Gut oder schlecht? Begegnet man den Menschen und ihren Geschichten, dann bemerkt man, dass hier an diesem Ort sich vieles komplexer offenbart, als man vielleicht auf den ersten Blick sieht. Hoffnung, Sehnsucht, Wünsche und auch Einsamkeit: In Fort McMurray zeigen sich unser aller menschliche Eigenschaften und es zeigt sich, dass wir alle ein Teil von Fort McMurray sind, auch wegen unserer globalen Gier nach Öl.
Wie nehmen die Arbeiter aus anderen Ländern ihre direkte Beteiligung an der Umstrukturierung und Veränderung der Gegend um Fort McMurray wahr? Sind sie mit den Bewohnern der Stadt in Kontakt? Warum sind sie hierher gekommen? Welche Geschichten bringen sie mit? Und wie nehmen die Leute, die in diesem ehemaligen Trapper-Dorf geboren worden sind, die Veränderung auf? Ist es gut, dass so viel Geld in „Fort McMoney“ im Umlauf ist? Oder ist es schlecht, dass plötzlich so viele fremde Menschen in der Stadt sind? Oder ist das vielleicht alles gar nicht so einfach zu beantworten?
ENGLISH
Within living memory, Fort
McMurray was considered to be the end of the world: Isolated in the
northeastern periphery of Alberta, surrounded by little else but forested
hills, blasted by an average winter temperature of -19°C. To experience the
region today, however, it feels as though that description was from elsewhere,
or from a very long time ago. Today the urban service area of Fort
McMurray is much closer to the centre of the world, at least with regard to
oil. $100,000 CAD is earned by an unskilled worker per year. No wonder that
one meets such an international cast in the area: Frenchmen, Germans, Somalis, Italians or Indians. Since the
expansion of oil operations, the region has recently gone through an extreme population increase.
Oil is the source of energy that fuels our societies. It allows so much: A day trip by car to
an adjacent city, face cream, plastic cutlery, remote journeys by aircraft are
but a few disparate examples. It seems that no area of human physical existence
is untouched by the use of hydrocarbons. Think of it: without oil, our radius
of movement would on average be limited to a few miles. Nothing goes without oil.
Most workers come to Fort McMurray in order to
save up money for a new life, because at home there is no future to be found.
Feeding your family or saving the environment: A lot of people do not have any
choices. Can Fort McMurray be
fairly described as a dark garden eden? It is certainly a place where the human
condition is shown. Nearly 200 nationalities live here and the town is the
mirror of our societies: No matter where we come from. In the global village
Fort McMurray everything of our world can be seen: Abundance, hope, alienation, love, destruction, longing and fear .
How do people from Canada and other countries perceive their work around Fort
McMurray? Are they in contact with the locals? How
did they come here? What stories do they bring? Which dreams do they want to
realize with the money they earn here?
And how do the locals cope with the changes? What changed? What are the improvements? What makes it worth living in Fort McMurray? Is it an advantage that the town is famously awash in
riches? Does everyone in fact share in those riches? And how do they perceive
the international workers from different cultures? Are there any simple answers at all?